Geschwindigkeitsmessung und Abstandsüberwachung in Österreich
Die Radarmesstechnik basiert auf dem durch Christian Doppler entdeckten “Dopplereffekt”. Beim Messen der Geschwindigkeit wird ein Radarstrahl auf das Fahrzeug ausgestrahlt. Ein Teil der Radarwellen wird dabei reflektiert und durch eine Antenne wieder empfangen. Als Sender und Empfänger fungiert eine Parabolantenne. Das Radargerät kann anhand des Frequenzunterschiedes zwischen den ausgesandten und reflektierten Strahlen die Geschwindigkeit messen. Je nach Aufstellungsort der Radarbox kann es zu unterschiedlichen Vorwarnzeiten kommen. Besonders bei Messungen von hinten ist die Vorwarnung nur von Reflektionen abhängig.
Lasermessgeräte arbeiten mit Infrarotlichtimpulsen. Dabei werden vom Gerät mehrere Lichtimpulse hintereinander ausgesendet, diese werden vom jeweiligen Gegenstand reflektiert und wieder vom Gerät empfangen. Aus der zeitlichen Differenz bis zum ersten Eintreffen des reflektierten Strahles wird die Entfernung berechnet. Aus den folgenden reflektierten Strahlen wird die Änderung der Entfernung gemessen und daraus die Geschwindigkeit. Lasermessungen können mobil oder auch stationär erfolgen. In den letzten beiden Jahren wurden in Österreich sehr viele stationäre Radarkästen mit Lasereinheiten ausgestattet. Darin befinden sich nun „Traffic Observer“ oder „Traffistar S350“ Messgeräte welche, das KFZ von hinten lasern und von Radarwarnern nicht detektiert werden können. Den einzig sinnvollen Schutz bietet eine qualitative hochwertige GPS Datenbank.
Radarwarngeräte können zwar auch vor Lasermessung warnen, jedoch dauert eine Messung mittels Laserpistole nur sehr kurz. Einen geeigneten Schutz vor Lasermessungen bieten lediglich Laserstörer. Bitte beachten Sie, dass ein Laserstörer in einem Kraftfahrzeug in Österreich nicht mehr mitgeführt werden darf!
Bei einer Messung des Sicherheitsabstandes wird der Abstand der Radaufstandspunkte der Vorderräder der beiden Fahrzeuge gemessen. Von diesem Wert wird der Radstand des vorausfahrenden Fahrzeuges abgezogen. Dadurch erhält man den genauen Sicherheitsabstand in Meter. Der hintere Überhang des vorderen Fahrzeuges, sowie der vordere Überhang des zu messenden Fahrzeuges werden nicht berücksichtigt und wirken sich somit zugunsten des Lenkers aus. Die Messung erfolgt mit mehreren Kameras auf einer Brücke und kann von einem Radarwarngerät nicht detektiert werden.
Das Police-Pilot-System, oder auch ProViDa (Proof Video Data System) genannt, misst die Durchschnittsgeschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeuges. Das Messgerät ProViDa misst dabei die Eigengeschwindigkeit des Messfahrzeuges mittels digitalem, geeichtem Tachometer. Durch eine Nachfahrt mit annähernd gleichbleibendem Abstand wird auf die Geschwindigkeit des zu messenden Fahrzeuges geschlossen. Eine Detektion von Provida-Fahrzeugen mittels Radarwarngeräten ist nicht möglich.
Die Section Control dient zur Überwachung der Geschwindigkeit auf einer bestimmten Wegstrecke. Diese Anlage misst im Unterschied zu einer Radaranlage nicht die Spitzengeschwindigkeit sondern ermittelt die Durchschnittsgeschwindigkeit einer bestimmten Strecke. Das Fahrzeug wird am Anfang und Ende fotografiert. Das System berechnet im Anschluss anhand der Durchfahrtszeit die Durchschnittsgeschwindigkeit. Eine Detektion von Section Control Anlagen mittels Radarwarngeräten ist nicht möglich. Die Messstrecke wird jedoch mit Hinweistafeln gekennzeichnet.
Autofahrer werden auf Österreichs Straßen mit immer mehr technischen Geräten konfrontiert. Dabei muss es sich aber nicht immer automatisch um eine Geschwindigkeitsmessanlage handeln:
Diese Mautportale dienen zur Abrechnung der LKW Maut, die für alle LKW und Busse über 3,5 Tonnen gültig ist. Eine Kopplung mit Geschwindigkeitsmessanlagen ist nicht möglich. In Österreich sind über 400 solcher Messportale auf Autobahnen und Schnellstraßen im Einsatz. Davon sind ca. 100 Portale mit einer Kamera ausgestattet.
Einteilige Mautportale
Diese einfachen Portale dienen zur LKW-Maut Abbuchung. Beim Durchfahren dieser Portale treten die Sensoren mit den Go-Boxen, die im LKW montiert sind, in Kontakt.
Zweiteilige Mautportale
Diese zweifachen Portale dienen ebenfalls zur LKW-Maut Kontrolle. Das erste Portal dient zur Abbuchung, das zweite Portal ist ein Kontrollbalken der mit Kameras ausgerüstet ist und das Kennzeichen aufnimmt.
Blau beleuchtet Mautportale
Bei einigen Kontrollanlage dient ein blaues Licht zur Ausleuchtung der Fahrbahn. Diese Mautportale werden in stark befahrenen Autobahnstücken, wo häufig mit Stau zu rechnen ist, eingesetzt. Damit ist gewährleistet, dass das Kennzeichen auch bei Nacht fotografiert und registriert werden kann. Blaues Licht wurde auf Grund der Helligkeit gewählt und weil es für das menschliche Auge wesentlich schonender als Tageslicht ist.
VBAs werden an besonders verkehrsbelasteten, stau- bzw. unfallgefährdeten Streckenabschnitten installiert. Sie haben die Aufgabe den Verkehrsfluss auf einem Streckenabschnitt oder Knoten zu verbessern. Sensoren messen auf, in und über der Straße die Anzahl der Fahrzeuge und auch deren Geschwindigkeit. Diese Daten werden vollautomatisch vom VMIZ (Verkehrsmanagement- und Informationssystem) verarbeitet und dementsprechend darauf reagiert. Zum Beispiel durch niedrigeres Tempolimit bei erhöhter Verkehrsdichte, Sperrung einzelner Fahrbahnen (wegen Baustelle, Unfall, Panne etc.), Warnung von Nebel, Glatteis, Schnee etc. Diese Anlage kann zwar die Geschwindigkeit des Verkehrs messen, eine Bestrafung erfolgt jedoch nicht.
Seit Dezember 2007 werden in Österreich Kameras zur automatischen Vignettenkontrolle von der ASFINAG eingesetzt. Inzwischen sind 5 mobile Einheiten im Einsatz. Die Kameras werden über der Fahrbahn auf Mautportalen montiert und nehmen durchfahrende Fahrzeuge automatisch auf. Wird von der Software keine gültige Vignette erkannt, wird der Datensatz gespeichert, weitergeleitet und nochmals gegenprüft. Andersfalls wird das Foto verworfen.
Vom Innenministerium werden seit 2006 bundesweit mehrere mobile Kameras zur Erfassung der KFZ-Kennzeichen eingesetzt. Damit können gestohlene Kraftfahrzeuge automatisch erfasst und Fluchtfahrzeuge besser geortet werden. Alle erfassten Kennzeichen werden verschlüsselt mit dem Fahndungsdatenbestand EKIS abgeglichen. In Niederösterreich werden auch semistationäre Kennzeichenerkennungssysteme – je eine Kamera pro Fahrspur – auf Autobahnen und Schnellstraßen eingesetzt.